HANSE e. V. - Schiffsgattungen

Was hat das mit HANSE zu tun?

Als unser Namenspatron sind wir natürlich der Hanse und ihrer Schifffahrtstradition verbunden. Da wir die vereinseigenen Rechner nach Schiffsgattungen benennen, hier ein kurzer historischer Abriss.

Primitive Boote

Floß
Zusammengebundene Baumstämme oder aufgeblasene Tierhäute.
In der Geschichte des bekanntesten Seefahrers läßt Kalypso ihren geliebten Odysseus schließlich ziehen und rät ihm:
Haue zum breiten Floss dir hohe Bäume, verbinde
Dann die Balken mit Erz, und oben befestige Bretter,
Dass er über die Wogen des dunkeln Meeres dich
trage.
Odyssee, Fünfter Gesang.

 

Einbaum
Ausgehöhlter Baumstamm, dessen Form sich über Jahrtausende gehalten hat. Noch Anfang des 20. Jh. auch in Skandinavien nachgewiesen.

 

Ambatsche
Auf dem weißen Nil verwendete Boot-ähnliche Flöße aus Zweigen des Ambatsch-Baumes.

 

Korakel oder Umiak
Ein mit Fell bespanntes Gerippe aus Holz, mit - wahrscheinlich - mehr Korb- als Bootsform. Angeblich findet es heute noch in Tibet Verwendung. Um 700 n.C. sollen irische Mönche mit Korakeln die Irische See in Richtung Schottland überquert haben. Ihre Mitbringsel waren das Christentum und - wichtiger noch - Whiskey.
Herodot berichtet von einem ähnlichen Gefährt:
Die Schiffe, in denen man den Strom hinunter nach Babylon fährt, sind kreisrund und ganz aus Leder. In Armenien, dem Oberland von Assyrien, schneiden sie Schiffsrippen aus Weidenholz und umkleiden sie mit Häuten, wie man sie auf den Fußboden zu breiten pflegt. Sie verbreitern aber die Rippen nicht am Hinterteil und führen sie nicht eng zusammen am Vorderteil, sondern machen das Fahrzeug rund wie einen Schild, stopfen es dann innen mit Stroh aus und lassen es, nachdem es seine Ladung erhalten, den Strom hinuntertreiben. Meist besteht die Ladung aus Weinkrügen aus Phoinikien. Gelenkt wird das Fahrzeug durch zwei Steuerruder, die zwei Männer stehend handhaben. Der eine zieht das Ruder an sich, der andere es von sich wegstößt. Man macht sehr große Fahrzeuge dieser Art und auch kleinere.
Historien, I. 194.

 

Die Anfänge

Galeere
Generelle Bezeichnung für Schiffe aus Holz mit mehreren Ruderern mit und ohne unterstützendes Segel. Erste Abbildung in Ägypten um 3000 v.C. Die Vorgänger bestanden aus zusammengebundenen Papyrusstauden und wurden von mehreren Paddlern vorangetrieben (3400 v.C.). Entwickelt für die Schiffahrt auf dem Nil und später auch in verstärkter Form für Reisen über das Mittelmeer.

 

Bireme
Eine Galeere mit Ruderern auf zwei Bänken. Möglicherweise von den Phöniziern als Kriegsschiffe verwendet (erste Abbildung um 700 v.C.). Bei den Griechen später auch mit Rammsporn versehen.

 

Trireme
Eine Galeere mit Ruderern auf drei Bänken. Angeblich auf Korinth um 650 v.C. bekannt. 250 Jahre später soll es dann auch Quadriremen und Quinquiremen gegeben haben.

 

Mittelalter

Drache
Skandinavische Kriegs- und Handelsschiffe ab 500 n.C. Platz für Ruderer und ein Segel mittschiffs. Charakteristisch sind die hochgezogenen Vorder- und Achtersteven. Das Steuerruder wurde auf der rechten Seite angebracht, daher Steuerbord. Arten von Drachenschiffen sind Karv, ein Küstenfahrzeug, und Knorre, ein Frachtschiff.
In der Beowulf-Sage, die in England Verse gebracht wurde, schwärmt der Verfasser:
Da wurde am Mast ein Meeresgewand,
Ein Segel, am Seil festgemacht. Das Seeschiff dröhnte.
Der Wind über den Wellen hinderte den Wogenschwimmer nicht
An seiner Weiterfahrt. Der Wellengänger fuhr,
Er huschte mit schaumigem Hals hin über die Wogen,
Mit verziertem Steven über die Strömungen des Meeres,
Bis sie die Küste des Gautenlandes erkennen konnten,
Die heimischen Klippen. Der Kiel des Schiffes lief auf,
Luftgetrieben lag es am Lande still.
Hurtig stand hier ein Hafenwächter bereit,
Der nach den lieben Leuten schon lange Zeit
Fleißig über die Flut in die Ferne gespäht hatte.
Er seilte am Sandstrand das Seeschiff, das weitbauchige,
Fest mit Ankertauen, damit ihnen die Flutengewalt nicht
Das schöne hölzerne Schiff beschädigen konnte.
Beowulf, Vers 1905 - 1919.

 

Kogge
Ab Ende des 12. Jh. tauchen in Nordeuropa Schiffe mit geradem Steven und höherem Freibord auf (erste Darstellung 1242, Siegel von Elbing). Zwischenstationen auf dem Weg zur Kogge könnten Abwandlungen der Knorre gewesen sein, die keine Ruderer mehr vorsahen sowie Vorder- und Achterkastell einführten. Mit der Kogge wandelt sich das Steuerbord-Ruder zum Stevenruder und die Kastelle werden in den Schiffskörper integriert.

 

Holk
Ende des 14. Jh. auftretende Weiterentwicklung der Kogge mit größerem Frachtraum.

 

Dromone
Griechisch für Schnellsegler. Im 12. Jh. eine Art Galeere mit zwei Ruderbänken und einem dreieckigen Lateinersegel, wie es im Mittelmeer ab dem 9. Jh. auftrat - anstelle des sonst nachgewiesenen vierkantigen Segels. Eingesetzt als Kriegsschiff. Eine Abart könnte der Selander dargestellt haben.

 

Karracke
Ab Anfang des 15. Jh. im Mittelmeer aufkommendes Handelsschiff. Möglicherweise eine Weiterentwicklung der Kogge, die angeblich um 1300 von Piraten auf dem Mittelmeer eingeführt wurde. Sie hat einen Großmast mit vierkantigem Rahsegel und achtern einen Besanmast mit Lateinersegel. Die bekannteste Karracke dürfte die Santa Maria von Christoph Columbus sein. Sie hatte bereits einen Fockmast (vorne) und Sprietsegel (Segel unterhalb des Bugspriets).

 

Karavelle
Die Santa Maria wurde von den Karavellen Pinta und Niña begleitet. Der Typ trat bereits Mitte des 14. Jhs. auf mit zwei oder drei Masten und Lateinersegeln. Sie waren schneller und leichter als Karracken und hatten weniger Tiefgang.

 

Neuzeit

Galeone
Ab Mitte des 16. Jhs. generell verbreitet. Im Gegensatz zur Karracke im Verhältnis deutlich schlanker. Typischerweise mit vier Masten - hinter dem Besanmast wurde am Heck noch der Lateinbesanmast angebracht.

 

Galeasse
Da im Mittelmeer schwere Segelschiffe Schwierigkeiten mit dem Wind hatten, setzte man nach wie vor auf Galeeren. Die Galeassen im 16. Jh. kombinierten Besegelung auf drei Masten mit Ruderern. Als Kriegsschiffe wurden sie hinreichend mit Geschützen ausgestattet.
Fleute
Niederländisches Handelsschiff ab Anfang des 17. Jhs. Verhältnismäßig schmal und lang ließ sie sich mit kleiner Besatzung segeln. Ähnlich die Pinaß.

 

Fregatte
Ebenfalls zu Anfang des 17. Jhs. auftauchendes schnelles Kriegsschiff mit einem Batteriedeck. Die Fregatte meint später immer ein Vollschiff, also eines mit drei Masten (Fock-, Groß- und Besanmast) mit Rahsegeln.
Die größeren Kriegsschiffe der Zeit firmieren unter der Bezeichnung Linienschiff und trugen bis zu 90 Kanonen auf drei Decks.

 

Jacht
Einmastiges Späh- und Eilschiff auch zur schnellen Personenbeförderung. 1660 schenkten Niederländer dem englischen König eine Jacht, der eine ganze Reihe davon nachbauen und damit Wettfahrten veranstalten ließ. Daher die heutige Verwendung des Begriffs.

 

Polacka
Im Mittelmeer im 17. Jh. gebräuchliches Schiff mit zwei oder drei Masten. Normalerweise mit Rahtakelage aber durchaus auch mit einem Lateinersegel am Fockmast.

 

Pinke
Zwei- oder dreimastiges holländisches Handelsschiff, hervorgegangen aus der Fleute. Wie bei den meisten Schiffen ab Anfang des 18. Jhs. wird auch hier der Bugspriet zum Klüverbaum ausgebaut. Wie die Fregatten erhält auch die Pinke eine Galion, einen schmückenden Vorbau am Bug.

 

Katt
Wie die Pinke ein Fregatten-ähnliches Handelsschiff allerdings ohne Galion.

 

Kutter
Im 18. Jh. aufkommendes Späh- und Wachtschiff mit einem Mast. Die Takelung bestand aus einem Gaffelsegel (trapezförmig) und zwei Dreieckssegeln: dem Vorsegel zwischen Bug und Mast und davor das Klüversegel.

 

Schoner
Im Gegensatz zum Kutter mit zwei gleichhohen Masten ausgestattet, die beide Gaffelsegel tragen. Angeblich soll der erste Schoner in Massachusetts gebaut worden sein. Bezogen auf die Takelung kannten die Holländer Schoner jedoch schon im 17. Jh. Sicher ist, daß die schnellen amerikanischen Schiffe bei zwielichtigen Gestalten wie Piraten und Sklavenhändlern sehr beliebt waren.

 

Brigantine
Um 1800 aufkommender Schiffstyp mit Rahsegeln am (vorderen) Fockmast und Gaffelsegel am Großmast. Bei der Marine eingesetzt als Postschiff.

 

Schnau
Ähnlich wie die Brigantine, nur trägt der Großmast nicht ausschließlich das Gaffelsegel sondern erhält darüber noch Rahsegel.

 

Brigg
Bei der Brigg wachsen die Masten noch weiter in die Höhe als bei Brigantine und Schnau. Charakteristisch ist das zum Briggsegel gewandelte Gaffelsegel, das an einer eigenen Stenge am Großmast befestigt wird.

 

Korvette
Bei der Marine ab dem 18. Jh. übliches Vollschiff, kleiner als die Fregatte. Sie wurde für Konvoifahrten und als Kaperschiff eingesetzt. Im Gegensatz zum eigenen Batteriedeck der Fregatte trug die Korvette die Gschütze auf dem Oberdeck.

 

Schebecke
Angeblich seit dem 17. Jh. von Piraten im Mittelmeer eingesetztes schnelles Schiff mit wenig Tiefgang. Im 18 Jh. bauten die Spanier die Schebecke mit ihren drei Masten und Lateinersegeln nach, um die Piraten mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.

 

Schaluppe
Im 18. Jh. in Schweden entwickelte, mit der Galeasse verwandte, Kriegsschiffe. Sie konnten sowohl gerudert als auch gesegelt werden.

 

Logger
Schmuggler in der Bretagne benutzten Logger seit dem Mittelalter. Um 1800 nehmen sich Zoll und Kriegsmarine des ursprünglich Jacht-ähnlichen Typs an.

 

Huker
Kleiner Kauffahrer, getakelt wie eine Brigg, wurde meist in Küstennähe eingesetzt.

 

Galiot
Ebenfalls kleiner Kauffahrer für die Küstenschiffahrt. Hier jedoch mit Schonertakelung

 

Klipper
In der ersten Hälfte des 19. Jhs. aufkommende Sammelbezeichnung für schnellsegelnde, fregattenähnliche Schiffe. Sie kamen in einer Zeit auf, da große, schnelle Kauffahrer benötigt wurden und die Auswandererwellen aus Europa in die USA schwappten. Der bekannteste Klipper, die Cutty Sark, liegt heute im Trockendock in Greenwich. Sie wurde eingesetzt, um Tee aus China nach England zu transportieren.

 

Bark
Im Normalfall meint Bark ein Schiff mit zwei vollgetakelten Masten (Rahsegel) und einem gaffelgetakelten Besanmast. Am Ende des 19. Jhs. das am häufigsten auftretende Handelsschiff in Nordeuropa und Nordamerika.
Andererseits dient Bark auch als Sammelbegriff für kleinere Schiffe aller Art (Schuten, Leichter, Kähne usw.), was damit zu tun haben könnte, daß derselbe Begriff in unterschiedlichen Sprachen zu Hause ist.

 

Barkentine
Die Konkurrenz zum Dampfer sorgte für eine betriebskostensenkende Takelung. Barkentinen trugen im Gegensatz zur Bark nur noch am Fockmast Rahsegel und an den übrigen Masten Gaffelsegel. Um die Schiffe schneller zu machen, wurden sie zum Teil mit vier bis sechs Masten gebaut.

 

Ewer
Kleiner Küstenfahrer mit Gaffelsegeln an zwei Masten sowie Vor- und Klüversegel. Im Museumshafen von Övelgönne (Hamburg) liegen Elb-Ewer, die sowohl für Transporte als auch zum Fischen verwendet wurden. Ähnlich ist die in Holland gebaute Aake.

 

Tjalk
Einmastiges Transportschiff mit Gaffelsegel sowie Vor- und Klüversegel. Im Museumshafen von Övelgönne (Hamburg) liegen auch Tjalks vor Anker.

 

Schute
Ein ursprünglich einmastiges Transportschiff mit Gaffelsegel und Vorsegel, ein Klüverbaum fehlt. Heute werden mit Schute gemeinhin die auf allen Flüssen anzutreffenden, kaum aus dem Wasser ragenden Lastkähne bezeichnet.

 

Dampfer
Eigentlich eine Sammelbezeichnung. Die ersten Schiffe mit Dampfmaschinen wurden Ende des 18 Jhs. entwickelt. Dabei wurde die Kraft auf Schrauben, Propeller oder Schaufelräder übertragen. 1845 veranstaltete die Britische Admiralität einen Versuch, ob Rad- oder Schraubenantrieb günstiger wäre. An einem ruhigen Tag im April schleppte die schraubengetriebene Rattler den Raddampfer Alecto mit 2,8 Knoten über Heck ab.

 

Schlepper
In jedem größeren Hafen anzutreffende kurze, bullige Schiffe mit, im Verhältnis zur Größe, völlig überdimensionierten Motoren. Sie schleppen die großen Frachter an die Anlegestellen in die Hafenbecken.

 

Noch nachzutragen:

Trawler
Leichter
Barkasse

Außen vor bleiben in dieser Liste die außereuropäischen Entwicklungen wie Sambuk, Dahabijeh, Dschunke usw. Ebenso fehlen die modernen Bezeichnungen wie Frachter, Tanker etc. Sie bezeichnen weniger Schiffstypen als vielmehr ihren Verwendungszweck.

Einige unsortierte Verweise auf andere Seiten, die zum Teil mit Illustrationen aufwarten:

Die Darstellungen auf dieser Seite stützen sich ganz erheblich auf das vor allem auch schön anzuschauende Buch Das Schiff von Björn Landström.

Kommentare, Ergänzungen, Berichtigungen usw. bitte an Rostklopper@Hanse.de. Besonders willkommen sind Hinweise auf Illustrationen; die Bilder selbst wären es weniger.